Salmenbräu Rheinfelden AG
 
Objektinfo
KantonAargau
KategorieNahrungsmittelindustrie
UnterkategorieBrauerei
Anzahl Bilder77
Besucht am16.08.2003, 27.08.2003, 28.08.2003, 29.08.2003, 05.09.2003, 30.04.2004, 23.07.2004, 03.04.2005, 13.08.2006, 19.11.2006, 15.06.2007, 12.08.2007, 20.01.2008, 24.10.2009, 24.11.2009, 08.05.2011, 19.11.2011, 11.12.2011
HinweisObjekt abgerissen
 
 
OrtRheinfelden
AdresseBaslerstrasse 10
Koordinaten47.552208, 7.785533
Gegründet04.04.1799
Baujahr1884
Schliessung2002
Nutzungsdauer118 Jahre
GründerDietschy Franz Joseph
 


Schweiz

Chronik des Objekts
Am 4. April 1799 hat der aus dem Wiesental (D) stammende Schweinehändler Franz Josef Dietschy die Gaststätte "zum Salmen" in der Rheinfelder Innenstadt sowie das damit verbundene Braurecht erworben. In jener Zeit gehörte die Reichsstadt Rheinfelden noch zu Österreich und der französische Diktator Robespierre, der in ganz Europa Schrecken verbreitete, hielt die Stadt durch Kriegstruppen belagert. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass der damalige Salmenwirt Joseph Kiene wegen "anscheinender Kriegsgefahr" seine Gaststätte verkaufte. Doch Dietschy's mutiger Unternehmensgeist und tatkräftiger Optimismus liessen das junge Unternehmen erfolgreich gedeihen und schon bald erfreute sich sein Bier grösster Beliebtheit. Das Salmenbräu wurde schon bald weit ausserhalb der Stadt Rheinfelden verkauft, so z.B. in Frick, Liestal, Schopfheim (D), Basel und sogar in Aarau. Dietschy legte seine Ersparnisse in Grundbesitz an und erwarb u.a. am Anfang des 19. Jahrhunderts das Gelände am Rhein in der Kloos, wo später die neue Brauerei erbaut wurde. Im Jahre 1842 starb Franz Josef Dietschy und das Salmenbräu wurde von seinem Sohn Alois Dietschy (1810-1858) übernommen, der in München eine gründliche Brauerausbildung erhalten hatte. Unter seiner Leitung wurden im Jahre 1844 die Felsenkellerbauten zur kühlen Bierlagerung auf dem Gelände in der Kloos begonnen, und im Jahre 1854 wurde eine der ersten Dampfmaschinen in der Schweizer Brauindustrie in Betrieb genommen. Mit kaum 48 Jahren starb Alois Dietschy im Jahre 1858. Seine Witwe Catharina Dietschy-Walz (1815-1887) leitete nun das immer umfangreicher gewordene Geschäft. Neben der Erziehung ihrer Kinder und der Leitung des Unternehmens war es ihr allerdings nicht möglich, die Pläne ihres verstorbenen Mannes weiter zu verfolgen. So trat sie im Jahre 1869 die Leitung der Braurerei an ihren Schwiegersohn Carl Habich-Dietschy (1845-1928) ab, nachdem das Gasthaus verpachtet worden war. Habich, ein junger, unternehmenslustiger Ingenieur, besuchte noch im selben Jahr die grossen Zentren der Bierindustrie um sich über die technischen und maschinellen Möglichkeiten der Bierbrauerei zu informieren. Im Jahre 1878 übernahm er die Brauerei und begann, die Absichten umzusetzen, die schon Alois Dietschy vorgeschwebt waren. So wurden z.B. am neuen Standort in der Kloos zuerst neue Eiskeller, dann neue Gär- und Lagerkeller errichtet. Nach Beendigung des Sudhauses im Jahre 1884 wurde der ganze Brauereibetrieb von der Innenstadt an den neuen Standort in der Kloos verlegt. Schon ein Jahr später folgte der Gleisanschluss der neuen Brauerei an die Bözberg-Bahn (heute SBB). Während den über 50 Jahren, in denen Habich an der Spitze des Salmenbräu Rheinfelden stand, entwickelte sich das Unternehmen vom Kleinbetrieb zu einer der bedeutendsten Grossbrauereien im Lande. Neben technischen und industriellen Weiterentwicklungen des Brauprozesses und der Vermehrung der Bevölkerung kommt hinzu, dass das Bier in den 1870er und 80er Jahren in der Schweiz vom Luxusgetränk zum Volksgetränk von hoher Qualität und Haltbarkeit wurde. Im Jahre 1890 wurde sogar ein für diese Zeit mustergültiges Betriebskontrollaboratorium eingerichtet, um die Roh-, Halb- und Fertigprodukte zu überwachen. Die gewaltige Industrialisierung, die grossen Veränderungen im wirtschaftlichen und zivilrechtlichen Bereich, sowie die Entwicklung der Salmenbräu zur Grossbrauerei veranlasste Habich im Jahre 1900, die Brauerei in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Seine Söhne Arthur Habich (1874-1941) und Carl Habich-Schilplin (1878-1931) übernahmen die technische Leitung der Brauerei, während er selbst bis zu seinem Tode im Jahre 1929 als Delegierter des Verwaltungsrates wirkte. Habich setzte sich auch dafür ein, sein Unternehmen immer auf dem neusten Stand der Wissenschaft und Technik zu halten. Sowohl für die Bierherstellung und -lagerung, wie auch für den Vertrieb wurden stets die neusten Maschinen in Betrieb genommen. So löste z.B. im Jahre 1903 eine feuerlose Dampflokomotive die Pferdewagen ab, um die Bierwagen von der Brauerei zum Bahnhof zu ziehen. Im Jahre 1919 wurden sämtliche Dampfmaschinen stillgelegt und alle Maschinen wurden durch elektrische Motoren angetrieben. 1927 wurde ein grosser Neubau mit Gärkeller und Flaschenfüllerei errichtet, und 1931 wurde der markante Silobau erstellt, der in 16 Zellen insgesamt 2500 Tonnen Malz aufnehmen kann und mit vollautomatischer Ein- und Auslagerung ausgerüstet ist. Zur Verbreitung des Salmenbiers verfügte die Brauerei in den 1940er Jahren über 8 eigene Depots in Basel-Birsfelden, Zürich, Bern, Aarau, Solothurn, Schaffhausen, Windisch und Laufen, und belieferte 6 selbständige Depots in Olten, Lenzburg, La-Chaux-de-Fonds, Wohlen, Nieder-Erlinsbach und Fleurier. Als Hilfs- und Nebenbetriebe waren der Brauerei eine Schlosserei, eine Autowerkstätte, eine Elektrowerkstatt, eine Schreinerei, eine Küferei, eine Malerei sowie ein Baubüro angegliedert. Nachdem der Bierausstoss des Salmenbräu während des 2. Weltkrieges von knapp 110'000 hl auf etwa 30'000 hl sank, erholte sich das Unternehmen schon in den ersten Nachkriegsjahren gut, und konnte 1949 in voller Blüte ihr 150 jähriges Bestehen feiern. Der letzte Satz des Vorworts der Jubiläumsschrift aus dem Jahre 1949 heisst "Möge stets ein guter Stern über unserer Brauerei leuchten". Doch schon 22 Jahre später breitete sich ein dunkler Schatten über den guten Stern. Am 12. Oktober 1971 trat die Salmenbräu Rheinfelden AG als Gründungspartner der Sibra Holding AG in Fribourg bei, welche im Jahre 1973 die nationale Biermarke "Cardinal" lancierte. Von 1973 bis 1978 erhielten die Cardinal Bieretiketten aus der Salmenbräu Rheinfelden den zusätzlichen Aufdruck "gebraut von Salmen". Im Jahre 1978 wurde schliesslich aus marktstrategischen Gründen auch der Firmenname der Biermarke angepasst und das bekannte und beliebte Salmenbräu ist seit diesem Zeitpunkt vollständig aus der Bierlandschaft verschwunden. Anfänglich wurde in der Cardinal Brauerei Rheinfelden AG noch das komplette Biersortiment gebraut. Schon bald sind aber im Zuge der Standortkonzentration der Sibra Holding einige Betriebsstäten geschlossen und das Biersortiment auf die drei noch bestehenden Brauereien in Fribourg, Rheinfelden und Wädenswil aufgeteilt worden. In der Rheinfelder Brauerei, die 1986 speziell dafür umgebaut worden ist, wurde nach eigenem Verfahren das alkoholfreie Bier "Moussy" gebraut, eines der weltweit wenigen Biere mit 0.0% Alkohol. Da Moussy keinen Alkohol enthält, konnte es auch in die arabischen Länder verkauft werden, wo es sogar ab 1978 Marktführer war. Ab 1999/2000 wird neben dem Classic, Dark und Lemon Moussy auch flavoured Moussy in den Geschmachksrichtungen Apfel, Erdbeer und Pfirsich nur für den Export nach Saudi-Arabien hergestellt. Im Jahre 1991 erwarb die Brauerei Feldschlösschen AG in Rheinfelden die Aktienmehrheit der Sibra Holding SA, womit auch die Cardinal Brauerei Rheinfelden AG in den Besitz der Feldschlösschen Gruppe überging und fortan Brauerei Feldschlösschen AG, Werk Nord hiess. Nach dem Verkauf der Feldschlösschen Getränkegruppe an Carlsberg im Jahre 2000, wurde die Moussy-Produktion in die Feldschlösschen Brauerei verlegt und das Werk Nord im Jahre 2002 stillgelegt. Der letzte Sud wurde am 16.8.2002 gebraut und am 6.9.2002 wurde das letzte Bier abgefüllt. Es war Moussy Peach für den Export in die arabischen Länder.
1799 - 1842 Brauerei zum Salmen, Franz Joseph Dietschy
1842 - 1858 Brauerei zum Salmen, Aloys Dietschy
1858 - 1892 Brauerei zum Salmen, F.J. Dietschy, Inh. C. Habich-Dietschy
1892 - 1900 Salmenbräu Rheinfelden, C. Habich-Dietschy
1900 - 1978 Salmenbräu Rheinfelden AG
1978 - 1996 Cardinal Brauerei Rheinfelden AG
1996 - 2002 Brauerei Feldschlösschen AG, Werk Nord

Logos
   

Bilder

Belege




Einladung zur Jubiläumsfeier anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Brauerei von 1949  




Menu-Karte zur Jubiläumsfeier anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Brauerei von 1949  




Original-Fotografie (Fotografisches Atelier Chr. Peters, Rheinfelden) von 1893  




Ansichtskarte (Ad Astra-Aero AG, Zürich) von 1928  




Ansichtskarte (G. Metz, Basel)  




Ansichtskarte (Müller & Trüb, Aarau) von 1899, gelaufen 1899  




Ansichtskarte (Müller & Trüb, Aarau & Lausanne), gelaufen 1903  




Ansichtskarte, Hafen Rheinfelden (Baden) und Salmenbräu (rechts) (Peter Krauseneck, Rheinfelden (Baden)) von 1967  




Jubiläums-Postkarte zum 100-jährigen Bestehen der Brauerei von 1899  




Ansichtskarte (Gebr. Metz, Basel), gelaufen 1907  




Ansichtskarte (G. Metz, Basel), gelaufen 1923  




Ansichtskarte aus dem Kartenset zum Schweiz. Brauertag Rheinfelden, 22. April 1925 (A. Trüb & Cie., Aarau) von 1925  




Ansichtskarte, gelaufen 1964  




Speisekarte (wohl aus den 60er Jahren)  


Quellenhinweise
"Hundertfünfzig Jahre Salmenbräu 1799 - 1949", Rheinfelden, 1949
"Die schweizerische Brauindustrie", Separatdruck aus der Sondernummer der Schweizer Brauerei-Rundschau anlässlich des 12. Kongresses der European Brewery Convention in Interlaken 1969, Kutter Fritz, Schweizer Brauerei-Rundschau, 1969
"1788-1988 Brasserie Cardinal Brauerei", Ruffieux Roland, Fribourg, 1988
"Schweizer Bierbuch", Thöne Karl, Fachverlag Schweizer Wirteverband, 1987
"Schweizer Brauerei-Rundschau, Jahrgang 88, Nr. 4/5, Mai 1977", Zürich, 1977
"150 Jahre Salmenbräu Rheinfelden in Rheinfelden", Kutter Fritz, Schweizer Brauerei-Rundschau, 1949
Artikel aus der Fricktaler Zeitung
diverse Brauereiverzeichnisse

Änderungsliste
11.11.2019  -  Belege hinzugefügt
23.08.2012  -  Bilder hinzugefügt
23.08.2012  -  Objektstatus geändert
01.06.2008  -  Bilder hinzugefügt
06.07.2007  -  Bilder hinzugefügt
05.04.2005  -  Bilder hinzugefügt
22.11.2004  -  Objekt publiziert